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Die ortsspezifische Installation des renommierten zeitgenössischen Künstlers L. N. Tallur (geboren 1970 in Karnataka, Indien) aus dem Jahr 2022 besteht aus Terrakotta-Dachziegeln und Skulpturen. Das Kunstwerk führt zwei Kapitel aus Indiens kolonialer Vergangenheit zusammen. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen deutschsprachige Missionare der Basler Mission nach Mangalore in Südindien, wo Tallur aufwuchs und lebt. Um den indischen Bekehrten Arbeit zu geben, gründeten sie eine Dachziegelfabrik. Die Ware wurde mit aus Europa eingeführten Technologien und Mustern aus lokalem Lehm hergestellt.
Etwa zur gleichen Zeit wurden in Mumbai Tonfiguren von wandernden Asketen oder Yogis in extremen Körperhaltungen zu ethnologischen Präsentationszwecken angefertigt. Die britische und indische Elite betrachtete die Yogis mit Misstrauen und sah in ihnen oft Kriminelle und Verbreiter von Aberglauben. Tallurs Yogis wurden von Figuren aus dem Bhau-Daji-Lad-Museum in Mumbai (gegründet 1855) inspiriert.
Tallur sieht Gemeinsamkeiten zwischen den Bemühungen der Missionare – von denen viele an tropischen Krankheiten starben – und dem Streben der Yogis nach Befreiung und Unsterblichkeit. Beide sprechen von der Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers und unserem Bestreben, diese Zerbrechlichkeit zu überwinden. Sie ist es auch, die Tallur zu Terrakotta zieht, einem Material, mit dem er seit vielen Jahren arbeitet.
Die Installation wurde 2022 mit Mitteln des Zentralfonds erworben. Sie ergänzt die weltberühmte Sammlung des Linden-Museums von Terrakotta-Kunst aus Südasien, die von mehr als 2000 Jahre alten Skulpturen bis zu modernen und zeitgenössischen Kunstwerken reicht.
Dienstag bis Samstag, 10 – 17 Uhr
Sonn- und Feiertage, 10 – 18 Uhr
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