Dialogtreffen: Kamerun und Deutschland

Vom 15. bis 17. Januar 2024 fand im Linden-Museum ein Austausch über mögliche Wege zur Rückgabe von Kulturgütern und nachhaltige Zusammenarbeit mit Kamerun statt. Unter dem Titel „Dialogtreffen: Kamerun und Deutschland“ kamen elf deutsche Museen, die mehr als 500 Objekte aus Kamerun in ihren Sammlungen haben, Delegierte des Interministeriellen Komitees für die Rückführung illegal ausgeführter Kulturgüter und Vertreter:innen traditioneller Königshäuser aus Kamerun sowie Vertreter:innen von Bund und Land zusammen.

Die deutsche Seite betonte die historische Verantwortung und das politische Anliegen, Unrecht aus kolonialer Zeit wiedergutzumachen. Die baden-württembergische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Petra Olschowski, sagte: „Der baden-württembergischen Landesregierung ist die Restitution von Kulturgütern aus kolonialem Kontext ein zentrales politisches Anliegen. Das begangene Unrecht bedauern wir zutiefst – hierfür übernehmen wir die historische Verantwortung.“

Rékia Nfunfu Ngeh, Leiterin der kamerunischen Delegation, betonte die Bedeutung des Dialogs, um die zentrale Rolle des Staates Kamerun im Rückgabeprozess zu stärken und die Strategie für die Rückführung von Kulturgütern vorzustellen. Sie sagte: „Das Stuttgarter Treffen zur Erörterung der Rückgabe kamerunischer Kulturgüter hat für die kamerunische Seite mehrere Ziele, nämlich die zentrale Rolle des Staates Kamerun im Prozess der Rückgabe von Kulturgütern zu bekräftigen, die Roadmap mit der das Interministerielle Komitee beauftragt wurde, vorzustellen und die kamerunische Strategie für die Rückführung von Kulturgütern vorzustellen.“

Dieser Dialog markiert einen ersten wichtigen Schritt, den offiziellen Austausch zwischen deutschen Museen und Kamerun zu initiieren. Der Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, Prof. Dr. Markus Hilgert, erklärte dazu: „Die Rückgabe von Kulturgütern, die im Zuge des Kolonialismus entwendet wurden, stellt ein Vorhaben von gesamtstaatlicher Bedeutung dar. Ich freue mich, dass die Museen die Initiative für einen ersten großen Austausch ergriffen haben, um dieser Verantwortung gerecht zu werden.“

Deutschland ist im Besitz von etwa 40.000 Kulturgütern aus Kamerun, von denen viele während der deutschen Kolonialherrschaft auf unethische Weise in unsere Museen gelangt sind. Verschiedene traditionelle Gemeinschaften in Kamerun fordern seit langem die Rückgabe ihres Kulturgutes und haben Gespräche mit einzelnen Museen begonnen. Im Oktober besuchten erstmals Vertreter:innen des neu gegründeten nationalen „Interministeriellen Komitees für die Rückführung illegal ausgeführter Kulturgüter“ die Museen in Berlin, Bremen, München und Stuttgart.

Um ein gesamtdeutsches Vorgehen der Museen in dieser Frage zu ermöglichen, hat das Linden- Museum in Stuttgart als Bewahrer der größten kamerunischen Sammlung in Deutschland die Leitung einer Museumsgruppe übernommen, die aktiv diesen Dialog aufgreift und gemeinsam nach Wegen der Restitution und nachhaltiger Kooperation mit Kamerun sucht.