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Weit weg oder ganz nah? Die Ausstellung erzählt von den vielschichtigen Verbindungen zwischen Stuttgart, Deutschland und Afghanistan. Sie zeigt historische Objekte, vorislamische und islamische Kunstwerke ebenso wie alltägliche, doch bedeutsame Gegenstände.
Sie wurde vom Linden-Museum gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Entangled: Stuttgart – Afghanistan entwickelt. Hier beteiligen sich seit 2019 Menschen aus der Region Stuttgart, viele davon mit internationaler, auch Afghanistan-bezogener Geschichte, dazu Partner:innen aus dem universitären und künstlerischen Bereich. Für die Ausstellung haben sie sich konzeptionell, inhaltlich und teilweise sehr persönlich mit Erinnerungen und Gedanken eingebracht. Durch die Ausstellung ziehen sich immer Bezüge zur Gegenwart – auch bei historischen Themen. Dies geschieht auch durch persönliche und kritische Kommentare oder künstlerische Positionen.
Die Ausstellung beginnt mit Jahrtausende zurückreichenden transkontinentalen Beziehungen zum Gebiet des heutigen Afghanistan und einem Einblick in die Anfänge der deutsch-afghanischen Geschichte vor etwas über 100 Jahren. Ausgehend von den Sammlungen des Linden-Museums zeigt sie Darstellungen des Buddha und großformatige Marmorpaneele aus der Zeit der Ghaznawiden (11./12. Jh.), in Verbindung mit neuen Forschungen und Informationen zur Provenienz. Über Augmented Reality werden sie für die Besucher:innen interaktiv erlebbar.
Einen Schwerpunkt der Ausstellung bildet die Stuttgarter Badakhshan-Expedition 1962/63, die größte und längste Forschungsreise des Linden-Museums. Sie wird durch Forschung und Beteiligung vieler Akteur:innen zwischen Stuttgart und Afghanistan neu erzählt. Die Ausstellung berichtet auch von Reisen nach Afghanistan und deutschen Familien in Kabul in den 1970er Jahren. In einem weiteren großen Bereich geht es um Dinge und vielfältige Bedeutungen – vor allem im 20. und 21. Jahrhundert – Textilien, Schmuck, Möbel und Geschirr. Die Exponate sind mit Geschichten vom Reisen, teilweise auch von Migration, Krieg und Flucht verbunden und werfen auch politische Fragen auf. In seinen Arbeiten geht es um Zugehörigkeit, Identitätspolitik, Konflikt und Migration, häufig auch mit Bezug zu Afghanistan.
Ausgewählte Werke von Abdul Ghafur Brechna (1907 – 1974) begleiten die dargestellten Themen. Brechna war einer der bedeutendsten Künstler Afghanistans. Sein vielseitiges Schaffen als Maler, Komponist, Dichter und Regisseur beeinflusste die Entwicklung und Erneuerung der Kunst und Kultur Afghanistans im 20. Jahrhundert. Für die Leihgaben danken wir der Breshna Foundation for Culture.
Bücher, Geschichten, Spiele, Musik: Zwei besondere Räume, die „Bibliothek“ und die „Teestube“, laden zum Verweilen, Nachdenken und Mitwirken ein. Ein umfangreiches Programm, das weitere Verbindungen zwischen Stuttgart und Afghanistan aufzeigt und vertieft, begleitet die Ausstellung.
In der Ausstellung sind zahlreiche Objekte aus der Sammlung des Linden-Museums zu sehen. Sie werden durch Exponate aus deutschen und europäischen Museen ergänzt, insbesondere aus Sammlungen, die auf der Grundlage von archäologischen Kooperationen mit Afghanistan nach Europa gelangten.
In ihrer Vielschichtigkeit eröffnet die Ausstellung neue Perspektiven auf die eng verwobenen Beziehungen zwischen Stuttgart, Deutschland und Afghanistan.
Das Magazin vertieft Fragen und Themen der Ausstellung und bietet überraschende Perspektiven. Holen Sie sich Ihr Exemplar in unserem Shop für € 9.
Neue Formen der Kooperation – mit Vertreter:innen der Kayan/Kayaw (Myanmar)
Indigene Gruppen wurden oftmals wiederholt von präkolonialen Reichen, Kolonialmächten und postkolonialen Nationalstaaten marginalisiert. Bedroht von Armut und Kriegen verkauften sie oft ihre Kulturgüter. Wie können Museen als Bewahrer dieser Sammlungen heute zur Stärkung solcher Gesellschaften beitragen? Gemeinsam mit Vertreter:innen indigener Kulturinitiativen aus der Karenni-Region im Osten Myanmars wurde im LindenLAB 1 mit neuen Formen der Kooperation und des Teilens von Know-How und Ressourcen experimentiert.
Gegenseitige Besuche, gemeinsame Projektentwicklung
Ein erster Teil des LABs fand vor Ort in der Karenni-Region in Myanmar statt. Hier wurde das Projekt von Dr. Georg Noack gemeinsam mit Vertreter:innen indigener Kulturinitiativen entwickelt. Erste Workshops wurden durchgeführt. Im zweiten Teil waren unsere indigenen Partner:innen im November 2019 vier Wochen im Linden-Museum zu Gast. Hier hatten sie die Gelegenheit, unsere Sammlungen kennenzulernen und sich mit unseren Herangehensweisen an Ausstellungsgestaltung, Konservierung wertvoller Objekte und Kulturvermittlung vertraut zu machen. Sie nahmen viele Anregungen für ihre eigene Kulturarbeit mit, die wir weiter beratend unterstützen wollen. Die im Rahmen des LABs entstandene Ausstellung, kuratiert von Olivia Musu und Patricio Doei vom Kayaw Literatur und Kultur Zentralkomitee sowie Khun Vincentio Besign und Khun Myo Aung vom Kayan Literatur und Kultur Zentralkomitee, ist Teil der Dauerausstellung Süd-/Südostasien.
Whakawhānaungatanga – Connecting taonga Māori
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gelangten fast 150 Taonga Māori (Schätze der Māori) aus Aotearoa Neuseeland in die Sammlung des Linden-Museums. Kleidung, Schmuck und Waffen, Werkzeuge, Schnitzarbeiten und ein geschnitztes Haus machen den Großteil dieser Objekte aus. Viele Dinge gelangten auf unterschiedlichen Wegen nach Stuttgart. Sie waren Geschenke europäischer Reisender, wurden von Gönner:innen für das Museum erworben oder durch Tausch oder Kauf aus anderen Sammlungen übernommen. Über ihre Whakapapa (Genealogie) – die Namen ihrer Hersteller:innen, ihre früheren Besitzer:innen und ihre Geschichte in Aotearoa Neuseeland – ist wenig oder nichts bekannt. Trotzdem sind die Taonga für die Māori heute wichtig und voller Bedeutung. LindenLAB 3 möchte dies aufzeigen und zugleich neue Beziehungen zwischen Māori und dem Linden-Museum schaffen.
Verbindungen zwischen Māori und dem Museum sichtbar machen
Im Rahmen von LindenLAB 3 haben wir online und vor Ort neue Wege der Auseinandersetzung mit Taonga Māori erkundet, indem wir ihre Herkunft verfolgten und überlegten, wie dies Bedeutung, Mana und Kōrero, zwischen Māori und dem Linden-Museum schafft. Das Projekt hat in Zusammenarbeit mit und angeleitet von Māori-Forscher:innen und -Expert:innen Verbindungen aufgezeigt, die die Stuttgarter Sammlung mit Personen und lokalen Gemeinschaften sowie mit der Geschichte von Institutionen und Nationen verknüpft. Wir untersuchten Konzepte und Präsentationsformen, die diese Beziehungen sichtbar machen können – ohne dabei die jeweiligen kulturellen Bedeutungen, die Ästhetik und die künstlerische Aussagekraft der Objekte aus den Augen zu verlieren. Im LindenLAB 3 richten die Mitwirkenden individuelle Blicke auf ausgewählte Zusammenstellungen von historischen und zeitgenössischen Taonga Māori und unterstreichen so die Dynamik einer lebendigen Sammlung.
LAB-Partner:innen
Ngarino Ellis (Ngāpuhi, Ngāti Porou) ist Professorin für Kunstgeschichte an der University of Auckland und Autorin des Buches A Whakapapa of Tradition: 100 years of Ngāti Porou carving, 1830 – 1930 (2016). Sie leitet und koordiniert seit dem Beginn des Projekts die LindenLAB 3-Partner:innen.
Dougal Austin (Kāti Māmoe, Kāi Tahu, Waitaha) ist Kurator für die Māori-Sammlungen des Museums Te Papa Tongarewa in Wellington und Autor des Buches Te Hei Tiki: an enduring treasure in a cultural continuum (2019).
Awhina Tamarapa (Ngāti Kahungunu, Ngāti Ruanui) arbeitete als Kuratorin am Te Papa Museum und ist Lehrbeauftragte für das Museum and Heritage Studies Program der Victoria University Wellington, an der sie auch ihre Doktorarbeit abschließt. Sie ist Herausgeberin und Autorin des Buches Whatu Kākahu / Māori Cloaks (2011).
Justine Treadwell ist Doktorandin der Māori-Kunstgeschichte an der University of Auckland. Sie befasst sich in ihrer Forschung mit Māori-Textilien aus dem 18. Jahrhundert, die sich in europäischen Sammlungen befinden. Zuvor hat sie am Auckland Museum bei der Lagerung der Māori-Textilsammlung mitgewirkt.
Labore sind Experimentierfelder utopischen Denkens. In sieben LindenLABs zu den Themen Provenienz, Partizipation und Präsentation haben wir in den letzten vier Jahren viel ausprobiert. Zum Abschluss bleiben aber Fragen: Was genau haben wir erprobt? Was bleibt von diesem Experiment? Was werden wir wieder verwerfen? Wie lässt sich das Projekt langfristig auf die Museumsarbeit übertragen? Und wie werden wir einem vielseitigen gesellschaftlichen Anspruch als ethnologisches Museum gerecht?
Mit LAB 8 machen wir Erkenntnisse aus dem LindenLAB noch einmal im Museum sichtbar. An ausgewählten Orten werden in fünf Themenfeldern Erfahrungen und Ideen für die Weiterentwicklung des Museums skizziert. Die Ausstellungsintervention ist an verschiedenen Orten in der Dauerausstellung sowie im Foyer und Garderobenbereich zu sehen.
Was ist ein „gutes Leben“?
Im Zentrum des LindenLAB 7 steht der von den Silberschmied:innen Millaray Garrido und Mario Cayupi angefertigte zeitgenössische Silberschmuck mit den dazugehörigen Trachten zweier ritueller Assistent:innen (ñangkan) von Schaman:innen (machi). Sowohl in die Trachten als auch den Silberschmuck wurden Elemente eingearbeitet, die in Bezug zur Kosmologie der Mapuche und somit für das buen vivir stehen. Das spirituelle Gleichgewicht zwischen Mensch, Natur, Ahn:innen sowie Geistern gewährleistet ein gutes Leben, das buen vivir. Die Schaman:innen und ihre ñangkan sind für die Erhaltung oder auch Wiederherstellung dieses Gleichgewichts durch Rituale verantwortlich.
Eine lebendige Kultur
Für die Mapuche-Künstler:innen war es von großer Bedeutung, einem europäischen Museum eine zeitgenössische Sammlung übergeben zu können, die die Lebendigkeit, Schönheit und Vielfalt der Mapuche-Kultur darstellt. Ergänzt wird die Präsentation durch Elemente der historischen Sammlung, die von Juana Paillalef ausgewählt wurden.
Wallmapu, das Mapuche-Gebiet
Die Mapuche (Menschen der Erde, aus Mapundungún mapu = Erde und che = Menschen) leben größtenteils in Chile, ein gutes Zehntel in Argentinien. Man geht heute von ungefähr zwei Millionen Menschen aus, die sich als Mapuche identifizieren. Die meisten von ihnen wohnen mittlerweile in den chilenischen Großstädten Santiago de Chile und Concepción. Die Kernregion des Mapuche-Gebiets ist jedoch die Araucanía im Süden Chiles, mit der Stadt Temuco als kommerziellem und politischem Zentrum. 1883 wurden die Mapuche vom chilenischen und argentinischen Militär unterworfen und in die jeweiligen Staaten eingegliedert. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten viele Europäer:innen, darunter vor allem Deutsche, in die Araucanía ein. Bis heute ist das südchilenische Seengebiet stark durch die deutsche Einwanderung geprägt. Trotz dieser langen Zeit der Kolonisierung schafften es die Mapuche, ihre Kultur zu erhalten und ihr durch Re-Traditionalisierung neue Geltung zu verschaffen.
LAB-Partner:innen
Das LindenLAB 7 wurde gemeinsam mit Juana Paillalef gestaltet, die selbst Mapuche ist und bis Dezember 2021 Direktorin des Museo Mapuche in Cañete, Chile, war. Sie erforschte in Zusammenarbeit mit weiteren Expert:innen, wie dem berühmten Mapuche-Silberschmied José Antonio Painecura, die Sammlung des Linden-Museums.
Eine Suche nach Zukunft von Geschichte
Das LindenLAB 6 zeigte – erstmals in der „neueren“ Geschichte des Linden-Museums – eine Auswahl aus den 238 Objekten, die 1908 von Hermann Karl Bertram an Karl Graf von Linden gesandt wurden. Bertram war Oberleutnant einer so genannten „Schutztruppe“ in Kamerun und nahm zwischen 1905 und 1907 an der „Südexpedition“ teil. Diese militärische Aktion zielte darauf ab, die politischen Institutionen im Südosten Kameruns zu unterwerfen, die Kontrolle über die Region zu erlangen und die Interessen der damals in der Region tätigen europäischen Handelsgesellschaften zu unterstützen.
LAB-Partner
Die drei Projektpartner des LindenLAB 6 – Prof. Germain Loumpet, Tah Kennette Konsum und Stone Karim Mohamad – beschäftigen sich seit langem auf unterschiedliche Weise mit der Verbreitung von Wissen über die im kamerunischen Kulturerbe verankerten Geschichten. Auf ihrem gemeinsamen Weg vom Museumsdepot zurück in den Südosten Kameruns traten sie in Kontakt mit einer lange verschollenen historischen Sammlung wie auch miteinander. In der Präsentation gaben sie Einblicke in eine lebhafte Diskussion über Politiken des kulturellen Gedächtnisses in Deutschland und Kamerun.
Die Große Sonderausstellung des Landes Baden-Württemberg zeigte die Geschichte und Gegenwart tamilischer Kultur. Über 80 Millionen Menschen in Indien, Sri Lanka und anderen Teilen der Welt identifizieren sich als Tamil:innen: Sie teilen dieselbe Sprache, das Tamil, die ihren Ursprung im Süden Indiens hat. „Von Liebe und Krieg“ versuchte, ihre Geschichte und Geschichten auf vielfältige Weise erlebbar zu machen, indem unterschiedliche Menschen ihre Erzählungen über Kulturen und Identitäten von Tamil:innen teilten. Sie sprachen über soziale Bewegungen, darstellende und bildende Kunst, Aspekte der Alltagskultur und religiöse Vielfalt.
Die Ausstellung zeigte dem Caṅkam-Zeitalter zugeschriebene archäologische Objekte, eine Auswahl von Bronzen aus der Zeit der Cōḻa-Dynastie (9.-13. Jh.), aber auch Arbeiten von Künstler:innen des Madras Art Movement aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit der Kastengrenzen überschreitenden Bhakti-Mystik des Mittelalters, der „Dravidischen Bewegung“ des 20. Jahrhunderts oder dem bis 2009 andauernden Kampf der Liberation Tigers of Tamil Eelam um einen eigenen tamilischen Staat in Sri Lanka wurden auch soziale Aspekte der Geschichte beleuchtet.
Liebe und Krieg, Akam und Puṟam
Die tamilische Sprache ist eine Sprache der Poesie. Sie wird seit über 3.000 Jahren gesprochen und transportiert Kultur und Werte der Tamil:innen. Dichter:innen waren seit jeher sehr geschätzt und galten als moralische Autoritäten. Sie schlossen sich in sogenannten Caṅkams zusammen und schufen Literatur, die bis heute gelesen wird und die Sprecher:innen des Tamils jenseits von Staaten, Kasten und Religionen verbindet. Gerade diese frühe Dichtung kannte zwei Hauptgattungen des künstlerischen Ausdrucks: Akam und Puṟam. Akam bedeutet das Innere, das Persönliche, das, was von Liebe handelt; Puṟam hingegen ist das Äußere, das Öffentliche, das, was vom Krieg handelt. Diese beiden Seiten waren in der gesamten Ausstellung vorhanden – in den erzählten Geschichten ebenso wie in den gezeigten Exponaten. Immer wieder tauchten auch Tiṇai auf, die in Dichtung, Kunst und Pop-Kultur mit Bildern aus den Landschaften Südindiens auf „innere Landschaften“ und mit ihnen verbundene Emotionen verwiesen.
Religiöse Vielfalt
In der Ausstellung wurde auch die große religiöse Vielfalt erfahrbar, die es im Süden Indiens gibt. Neben eleganten Statuen aus den Tempeln der Cōḻa, einem Dorfschrein des Gottes Aiyanar und dem Aufbau bunter Kolu-Figuren waren auch historisch bedeutende Objekte aus der Blütezeit des Buddhismus und Jainismus zu sehen. Auch muslimische und christliche Kultur waren im Süden Indiens bereits früh zu finden und hatten gewichtigen Einfluss auf die tamilische Kultur und Kunst. So hatte der von muslimischen Händler:innen etablierte Sufi-Orden großen Zuspruch, da er sich intensiv mit der hinduistischen Spiritualität austauschte. Als Dargah bezeichnete Schreine über den Gräbern bekannter Sufis entwickelten sich zu transreligiösen Pilgerorten für Hindus, Muslim:innen und Christ:innen.
Weltweite Kooperationen
Die Ausstellung wurde kuratiert von Dr. Georg Noack (Linden-Museum Stuttgart) und Dr. M. D. Muthukumaraswamy (National Folklore Support Centre) aus Chennai. Zusätzlich haben wir Partner:innen aus unterschiedlichen Teilen der Welt eingeladen, um ihre Sicht auf Aspekte tamilischer Kultur, Kunst, Geschichte und Religionen beizutragen. In unterschiedlichen Modulen – Dichtung, soziale Bewegungen, Kunst, Populärkultur, Religion und Alltag – schaffte „Von Liebe und Krieg“ so eine dichte Beschreibung aus diversen Positionen und Perspektiven. Auch viele der in der Ausstellung gezeigten Objekte verdankten wir weltweiten Kooperationen. Neben Exponaten aus unserer Sammlung konnten wir Leihgaben aus dem Museum Rietberg Zürich, dem Musée National des Arts Asiatiques Guimet in Paris, dem Museum für Asiatische Kunst Berlin, dem Dänischen Nationalmuseum Kopenhagen und der Religonskundlichen Sammlung der Philipps-Universität Marburg zeigen. Auch waren alte Inschriften, Handschriften und Drucke aus der Universitätsbibliothek Leiden, der Rojah Mutthiah Research Library Chennai, dem Archiv der Franckeschen Stiftungen Halle sowie der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart in der Ausstellung zu finden.
Ausstellungsbegleitheft für Kinder: Ganapati – Glücksbringer und Wegbegleiter
Mit Rätseln und Aufgaben begleitete Ganapati Kinder durch die Ausstellung. Ganapati, der auch unter dem Namen Gaṇeśa, bekannt ist, wird als Glücksbringer verehrt. Mit ihm lernten die Kinder bedeutende Dichter:innen und religiöse Figuren kennen, betrachteten Kunstwerke oder schrieben ein paar tamilische Wörter.
Im Linden-Museum befinden sich Tausende Gegenstände, Fotos und Dokumente aus Afghanistan. Ihre spannende(n), teils problematische(n) Geschichte(n) erzählen uns viel über persönliche Erfahrungen und Erinnerungen, aber auch über politische und wirtschaftliche Hintergründe und Verflechtungen. Sie stehen für höchst ambivalente Facetten der deutsch-afghanischen Beziehungen in Geschichte und Gegenwart. Eine Arbeitsgruppe von Interessierten aus Stuttgart und Umgebung mit und ohne Afghanistan-Bezug setze sich vor allem mit den Fotografien der Stuttgarter Badakhshan-Expedition (1962/63) auseinander. Die Ergebnisse ihrer Arbeit waren im LAB-Raum des Museums im 1. Stock ausgestellt.
Das LindenLAB wurde gefördert von der Initiative für Ethnologische Sammlungen der Kulturstiftung des Bundes.
LAB 5 stellte die Beziehungen zwischen Menschen, Objekten und der Institution Museum in den Mittelpunkt. Wie werden diese Beziehungen geformt und weiterentwickelt? Welche Sprache und welchen Raum brauchen wir dafür? Das Thema Sprache ist für ein Museum zentral. In Führungen, Ausstellungs- und Katalogtexten, Pressemitteilungen und weiteren Medien sprechen wir zu und mit den Besucher:innen. Als Museum nehmen wir darüber eine Position ein: Was bedeutet es, diskriminierungsfrei und gendergerecht zu schreiben? Wie können wir durch leichte Sprache Texte verständlicher machen? Wie können wir unsere alltäglich gesprochene Sprache ändern? Welche Strukturen müssen dazu aufgebrochen werden? Welche Bilder verwenden wir und welche nicht?
Das LindenLAB wurde gefördert im Rahmen der Initiative für ethnologische Sammlungen der Kulturstiftung des Bundes.
Mit Tri durchs Museum!
Im Rahmen des LAB 5 entstand das Forschungsbuch „Ich sehe was, was du nicht siehst“ für Kinder: Das Dreieck Tri lädt Kinder und ihre Freund:innen, Eltern oder Großeltern mit experimentellen Forschungsaufträgen ein, selbständig und auf spielerische Weise die Dauerausstellungen mit allen Sinnen zu erkunden. Die Forschungsaufträge sind kostenfrei im Foyer und an der Museumskasse erhältlich.
LindenLab Podcast
In Kooperation mit der Hochschule der Medien Stuttgart entstand zudem die erste Staffel des LindenLAB Podcasts, der Themen des LAB 5 aufgreift und sie „ins Gespräch“ bringt.
Was hat Sprache mit gesellschaftlichen Strukturen zu tun? Ändert sich mit einer rassismuskritischen Sprache das Bewusstsein? Oder ist das nur Kosmetik?
Zacharias Hauswirth und Faisal Osman sind aktiv in der Black Community Foundation Stuttgart. In der ersten Folge des LindenLAB Podcasts unterhalten sie sich mit Johanna Speckert und Jana Trenner über Grundsätzliches: das Grundgesetz, weiße Museen und Buntstifte.
Konzept und Produktion: Jenny Halda, Yasmin Ismaiel, Johanna Speckert, Jana Trenner, Sarah Zimmermann (HdM Stuttgart) und Martin Otto-Hörbrand (Linden-Museum Stuttgart), online ab 13.4.2021, aufgezeichnet am 26.1.2021
Auch in der zweiten Folge des LindenLAB Podcasts sind Zacharias Hauswirth und Faisal Osman zu Gast. Beide sind aktiv in der Black Community Foundation Stuttgart. In dieser Folge sprechen sie mit Nareh Khoorshidian und Estelle Rekasowski über den Umgang mit Alltagsrassismus und die Frage, was jede:r einzelne tun kann, um sich dafür zu sensibilisieren.
Konzept und Produktion: Ievgeniia Brauer, Nareh Khoorshidian, Achara Kunz, Estelle Rekasowski (HdM Stuttgart), Henrike Louise Hoffmann (Linden-Museum Stuttgart), aufgezeichnet im Februar 2021
Tracy Osei-Tutu vom Verein Demokratische Stimme der Jugend und Harald Völkl vom Linden-Museum Stuttgart sprechen mit Ansgar Wörner darüber, was es heißt, authentisch zu sein, wie wichtig es in unserer Zeit ist und was Museen damit zu tun haben.
Konzept und Produktion: Daniel Baltes, Max Galys, Sina Hammerschmidt, René Kahremann, Lea Schubert, Ansgar Wörner (HdM Stuttgart), Harald Völkl (Linden-Museum Stuttgart), aufgezeichnet am 27. Januar 2021
Im Hinblick auf ein neues Museum diskutieren wir das Thema Raum: Welche Räume braucht es in einem Museum und was lösen Museen bei uns aus? Als Museum sind für uns hier die Wünsche und Erwartungen der Besucher:innen wichtig. In dieser Folge kommt es deshalb zu einem Rollentausch: Janette Helm, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Linden-Museum Stuttgart befragt drei Studierende der Hochschule der Medien nach Räumen, in denen sie sich wohlfühlen, die Begegnungen ermöglichen oder ein besonderes Museumserlebnis bewirkt haben.
Konzept und Produktion: Stefan Breuning, Lena Glas, Chris Günthner, Lisa Schubert, Sandro Stiehle (HdM Stuttgart), Janette Helm (Linden-Museum Stuttgart), aufgezeichnet im Februar 2021
In Zeiten des politischen Wandels setzte sich Helena Cing Deih Sian mit der heutigen Bedeutung des baukulturellen Erbes in Yangon/Myanmar auseinander. Sie untersuchte dabei die Beziehung zwischen der räumlichen Umwelt und der politischen Entwicklung.
In der Kabinettausstellung erzählten Zeitzeug:innen von 14 Orten in Yangon. Diese Orte wurden in den ideologischen Narrativen der Militärdiktatur ausgeblendet und in ihrer Bedeutung für die zukünftige Entwicklung der Baukultur und des Städtebaus nicht beachtet. Die bislang noch nicht erzählten Geschichten über diese Orte sind Gegen-Narrative der zivilen Bemühungen um Demokratie und Freiheit. Diese Orte zeichnen sich als „inoffizielle Kulturerbe-Stätten“ ab und unterstreichen die Dringlichkeit nach der Frage, wer Anspruch darauf hat, darüber zu verfügen. Müssen es Spezialist:innen sein oder dürfen auch Menschen ohne Fachkenntnisse mitsprechen? Was kann bleiben und was wird abgerissen?
Die Ausstellung bot einen Einblick in den Diskurs um das umkämpfte baukulturelle Erbe. Mit dem Ziel der Etablierung einer Erinnerungskultur für Yangon lud Helena Cing Deih Sian Besucher:innen ein, sich zu beteiligen und ihre Gedanken einzubringen. Die Wanderausstellung wurde nach der Station in der Süd-/Südostasien-Abteilung des Linden-Museums in Städten mit großer myanmarischer Diaspora gezeigt: Frankfurt, Berlin und Hamburg.
Helena Cing Deih Sian, geboren 1994 in Kalay/Myanmar, studierte bis April 2022 an der Universität Stuttgart Architektur und Stadtplanung. Die Ausstellung war Thema ihrer Abschlussarbeit.
In Kooperation mit:
Universität Stuttgart, Städtebau-Institut International Urbanism
Vom Ankommen in einem fremden Land, vom Studieren an der Universität Tübingen, vom Spaghettikochen in der Wohnheimküche, von mitgebrachten Erwartungen, neu geschlossenen Freundschaften und Zukunftsträumen berichteten in der Ausstellung 26 Tübinger Studierende aus China. Tübingen stand dabei stellvertretend für alle deutschen Universitäten: An ihnen bilden Student:innen aus China inzwischen längst die größte ausländische Studierendengruppe. Wie aber erleben die Studierenden aus China ihren Alltag in Tübingen? Welche Erfahrungen machen sie an der Universität? Auf welche Probleme stoßen sie? Was ist für sie neu und wichtig? Wie kann ein Miteinander auf dem Campus entstehen? Und vor allem: Was nehmen sie schließlich aus ihrem Aufenthalt in Deutschland – aus ihrem eigenen „Chapter Germany“ – mit zurück nach Hause?
Um darauf Antworten geben zu können, wurden sie in einem dreisemestrigen Studienprojekt von zwölf Masterstudent:innen des Tübinger Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft in ihrem Alltag begleitet. Bei Interviews, zahlreichen gemeinsamen Kochabenden und Ausflügen sind dadurch Freundschaften und für die Studienprojektgruppe Partner:innen in der gemeinsamen Forschung entstanden. Die Erfahrungen der chinesischen Studierenden waren das Thema der Ausstellung und sie kamen in dieser auch selbst ausführlich zu Wort.
Die Ausstellung „Chapter Germany“ entstand in enger Kooperation mit dem China Centrum Tübingen und den Studierenden und Lehrenden des Studiengangs International Master of Interior Architectural Design der HFT Stuttgart. Sie wurde im Linden-Museum Stuttgart als Kabinettausstellung in der Ostasien-Abteilung gezeigt.
In Kooperation mit:
Eberhard Karls Universität Tübingen, China Zentrum Tübingen, HFT Stuttgart
Mit freundlicher Unterstützung:
Bundesministerium für Bildung und Forschung, Karl Schlecht Stiftung, Tübinger Vereinigung für Volkskunde e.V., Universitätsbund Tübingen e. V., Stiftung Landesbank Baden-Württemberg, Netzwerk transformierender Lehre in Baden-Württemberg, Verein Freunde Hochschule für Technik Stuttgart
Podcastfolge: China Ticker
Was hat das Linden-Museum mit dem deutschen Kolonialismus zu tun? Welche württembergischen Akteur:innen waren am Kolonialismus beteiligt? Wie präsent war der Kolonialismus in der württembergischen Alltagswelt? Und wie wirkt er bis heute fort? Die Werkstattausstellung zeigte die kolonialen Verbindungen des Museums zwischen 1882, dem Jahr der Gründung des Württembergischen Vereins für Handelsgeographie als Träger des Museums, und ca. 1940 auf und bezog Auswirkungen bis in die Gegenwart mit ein.
Eine wichtige Rolle nahm Karl Graf von Linden ein. Er war Vorsitzender des Trägervereins und prägte das Museum während der Kolonialzeit. Entsprechend wurde das Museum 1911 nach ihm benannt. Daneben wurden weitere Persönlichkeiten vorgestellt, die Teil von Geschichten sind, die sich zwischen dem Museum, Württemberg und den Kolonien abspielten. Ebenso wurde nach denjenigen gefragt, über die wir aufgrund der kolonialen Verhältnisse wenig wissen, die aber dennoch maßgeblich am Aufbau der Sammlungen beteiligt waren. In einem weiteren Schritt wurde das kolonialistische Vereinswesen betrachtet, zu dem auch der Trägerverein zu zählen ist. Vereine prägten das gesellschaftliche Leben und dienten als Multiplikatoren kolonialer Ideologien. Ereignisse wie Kolonialtagungen, -ausstellungen und sog. „Völkerschauen“ oder Objekte der Alltagskultur zeigen, wie tief verwurzelt der Kolonialismus auch in Stuttgart war. Es wurde gefragt, welche Kontinuitäten sich bis heute ergeben.
Ein weiterer Themenschwerpunkt befasste sich mit Gewalt und rückte exemplarisch den sogenannten „Boxer-Krieg“ in China (1900/01) in den Mittelpunkt. Hunderte Württemberger Soldaten zogen freiwillig in diesen Krieg, aus dem das Linden-Museum geplünderte Objekte besitzt. Württembergern, die an Kolonialexpeditionen und -kriegen teilnahmen, wurde ehrend mit Gedenktafeln und Denkmälern gedacht, die es teilweise noch heute gibt. Wie soll damit umgegangen werden?
In die Ausstellung floss die Provenienzforschung im Museum ein. Außerdem wurde vom Linden-Museum eigens eine Untersuchung zu Württemberg und dem Kolonialismus in Auftrag gegeben. Die Landesgeschichte im Kontext des Kolonialismus zu betrachten und die vielen Querverbindungen zwischen Institutionen, Personen und Ereignissen herauszuarbeiten, ist ein neuer Ansatz. Auch wenn manche Fragen schon früher bearbeitet wurden, setzt die wissenschaftliche Forschung und Debatte bei vielen Fragen gerade erst ein. Zentral sind dabei kritische Distanz und Multiperspektivität, um Kolonialgeschichte nicht einseitig oder gar nostalgisch aus der Sicht württembergischer Akteur:innen nachzuerzählen. Dass die Auseinandersetzung stark in Bewegung war, wurde auch in der Ausstellung sichtbar. Angelehnt an die Idee der Werkstatt waren die Besucher:innen aufgefordert, Fragen zu beantworten, eigene Gedanken oder Kritik festzuhalten und ihr Wissen einzubringen oder zu hinterfragen. Die Besucher:innen konnten verschiedene Standpunkte und Perspektiven einnehmen, Leerstellen und Verbindungslinien wurden offen gelegt und die Inhalte zur Diskussion gestellt.
Im Rahmen der Ausstellung haben sich in einer Begleitgruppe Expert:innen und Aktivist:innen mit einem Bezug zu Stuttgart, dem Linden-Museum und Expertise rund um das Thema Kolonialismus, Postkolonialismus, Dekolonisierung und Antirassismus zusammengetan, um die Sonderausstellung „Schwieriges Erbe“ zu diskutieren.
Ein Teil dieser Auseinandersetzung wurde im Werkstattbereich der Ausstellung präsentiert und sollte alle Besucher:innen dazu einladen, sich mit den Kontinuitäten des Kolonialismus, den daraus resultierenden Verhaltensmustern und Privilegien sowie Möglichkeiten zur Heilung dieser offenen Wunde auseinanderzusetzen. Die Begleitgruppe erhoffte sich, dass die angestoßenen Gedanken, Interventionen und Kritiken Eingang in den Transformationsprozess des Linden-Museums und der Aufarbeitung des Kolonialen Erbes finden und nachhaltig weiterentwickelt und verwirklicht werden.
Audioguide „Kritischer Perspektivwechsel“
Die Hinterlassenschaften des Museums aus Schwarzer deutscher Sicht: Der Audioguide von Linda Addae machte darauf aufmerksam, wie Kolonialismus und seine Kontinuitäten die Lebensrealitäten von BIPoC (Black Indigenous People of Color) immer noch maßgeblich beeinflussen. Die Wahrnehmung von BIPoC ruft andere Interpretationen der Ausstellungsthematik hervor und verweist damit auf die gegenwärtigen Auswirkungen einer vermeintlich abgeschlossenen Geschichte. Die Aufnahmen waren Gedankenspaziergänge, die sich mit Stationen der Ausstellung interpretativ beschäftigten und bestimmte Aspekte aus affektiv-betroffener Sicht beschrieben.
Mit freundlicher Unterstützung der Sparkassen-Finanzgruppe
Podcastfolge: China Ticker – Kurator Markus Himmelsbach über den sogenannten „Boxer-Krieg“
In öffentlichen Sammlungen, Archiven und Museen werden politische Perspektiven (re-)konstruiert und geformt, um Strukturen und Inhalte für die Vermittlung von Geschichte bereitzustellen. Dabei entstand über Generationen ein eurozentrischer Wissenskanon, der von Studierenden der ABK Stuttgart in einer Ausstellung kritisch und künstlerisch befragt wurde. In künstlerischen Forschungsprozessen setzten sich die Studierenden im Sommer- und Wintersemester 2021/22 mit ausgewählten (virtuellen) Sammlungskonvoluten und den Räumlichkeiten des Linden-Museums in Anknüpfung an das LindenLAB auseinander. In dieser Ausstellung präsentierten sie ihre künstlerischen Arbeiten als neue Ansätze und Perspektiven für die Vermittlung von Geschichte und Gegenwart im musealen Kontext.
RE-EXPLORE / RE-WRITE II war ein Seminar und eine Ausstellung des Fachs Intermediales Gestalten, Staatliche Akademie Der Bildenden Künste Stuttgart, unter der Leitung von Professorin Antonia Low und der Künstlerin Luise Schröder, in enger Zusammenarbeit mit Henrike Hoffmann, Projektkoordinatorin des LindenLAB im Linden-Museum.
Beteiligte Künstler:innen:
Eunyoung Bae, Marie David, Vesna Hetzel, Janosch Müller, Sophie Rebentisch, Julia Schmutz, Veronika Schneider, Julia Helene Scholl
Eine Kooperation von:
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, LindenLAB
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Landesbank Baden-Württemberg und Kulturstiftung des Bundes
Wie kommt man der Herkunft von Objekten auf die Spur? Wie kamen sie ins Museum? Wer hat sie dem Museum übergeben? In welchem Kontext wurden sie gesammelt? Wurden sie gekauft, geschenkt, getauscht oder möglicherweise geraubt? Welche Folgen ergeben sich daraus für Museen und Wissenschaftler:innen, die heute mit den Objekten arbeiten? Das sind die typischen Fragen, mit denen sich die Provenienzforschung beschäftigt. Das LindenLAB 2 „Objekte und Sammler“ stellte sich zusätzlich die Frage, wie man die Ergebnisse und die Arbeitsweise von Provenienzforscher:innen vermitteln kann.
Die Installation im LindenLAB 2 lud dazu ein, anhand eines realen Forschungsauftrages die Arbeitsweise von Provenienzforscher:innen spielerisch nachzuvollziehen. Die Besucher:innen bekamen dabei Einblick in die verwendeten Arbeitsmethoden und Quellen und konnten die dahinterstehende Geschichte selbst entdecken.
Für das LindenLAB 2 wurde die Sammlung von Karl Holz (1857 – 1934) intensiv betrachtet. Holz war ein Kaufmann, der vermutlich in den frühen 1880er Jahren nach Chile auswanderte, sich fortan Carlos Holz nannte und Karl Graf von Linden mit vielen Objekten, vor allem von den Mapuche, belieferte. Welche Geschichte verbirgt sich hinter seiner Sammlung? Welche Hindernisse, Wendungen und historische Begebenheiten sind damit verbunden?
Die Große Landesausstellung, anlässlich des 500. Jahrestags der Landung des spanischen Eroberers Hernán Cortés im Golf von Mexiko, eröffnete einen neuen, vertiefenden Blick auf die Kultur der Azteken. Beginnend mit der Peripherie des aztekischen Imperiums (ca. 1430 – 1521 n. Chr.) und der natürlichen und kulturellen Vielfalt Mexikos, näherte sich die Ausstellung dem Inneren des Reiches und seiner Hauptstadt Tenochtitlan. Im Fokus dieses Teils der Ausstellung standen zwei von weltweit noch vier erhaltenen Federschilde der Azteken sowie eine hochwertige Grünsteinfigur. Nach dem Durchschreiten des Herrscherpalastes des Kaisers Moctezuma betrat der:die Besucher:in das Innerste des Imperiums: den heiligen Bezirk mit dem Haupttempel Templo Mayor. Als Leitfaden der Ausstellung dienten die Tribute, die das aztekische Imperium seinen eroberten Provinzen auferlegte. Sie flossen nach Tenochtitlan und in hoher Zahl weiter in den Templo Mayor, als Gaben an die Götter.
Eine vollendete Kunst
Die aztekischen Steinskulpturen bestechen durch ihre naturgetreue und detailverliebte Darstellungsweise, häufig kombiniert mit Kalenderzeichen, Charakteristika bestimmter Gottheiten oder der Kombination verschiedener Götter. Wertvolle Mosaikmasken, Federarbeiten und Goldschmuck lassen erahnen, welche Pracht die Eroberer am Hofe des Aztekenherrschers vorfanden. Den farbenfrohen Bilderhandschriften war ein eigener thematischer Abschnitt gewidmet. Als Besonderheit konnte die Ausstellung neueste Forschungs- und Ausgrabungsergebnisse präsentieren. Das Ausgrabungsprojekt Templo Mayor sowie das angeschlossene Museum stellten uns erst kürzlich entdeckte, noch nie ausgestellte Opfergaben zur Verfügung.
Hochkarätige Leihgeber
Die Ausstellung präsentierte rund 150 hochkarätige Leihgaben aus mexikanischen und europäischen Museen. Leihgeber waren das Museo Templo Mayor und das Museo Nacional de Antropología in Mexiko-Stadt, die Musées royaux d’Art et d’Histoire (Brüssel), das National Museum of Denmark (Kopenhagen), das Tropenmuseum (Amsterdam), das Museum Volkenkunde (Leiden), das Museum der Kulturen Basel, das Weltmuseum Wien, das Museum am Rothenbaum (Hamburg), das Museum Weltkulturen (Mannheim), das Rautenstrauch-Joest-Museum (Köln) und Schloss Friedenstein (Gotha).
Besonders erwähnenswert sind die beiden Federschilde und die Grünsteinfigur des Landesmuseums Württemberg, die erstmals im Kontext der aztekischen Kultur zu sehen waren.
„Azteken“ war eine Ausstellung des Linden-Museums Stuttgart in Kooperation mit dem Nationaal Museum van Wereldculturen (Niederlande). Die Ausstellung stand unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Gefördert von:
Land Baden-Württtemberg
In Kooperation mit:
Secretaria de Cultura del Gobierno de México , INAH, Museo Nacional de Antropologia (Mexico City), Museo Templo Mayor (Mexico City)
Mit freundlicher Unterstützung:
Sparkassen-Finanzgruppe
Medienpartner:
Damals – Das Magazin für Geschichte
Im Sommersemester 2019 stellte sich das Institut für öffentliche Bauten und Entwerfen der Universität Stuttgart unter Leitung von Prof. Alexander Schwarz der Frage nach der baulichen Zukunft des Linden-Museums. Die fiktive Aufgabenstellung orientierte sich dabei an der realen Vorstellung des angestrebten Neubaus.
Unterschiedliche Standorte in der Stuttgarter Innenstadt wurden hinsichtlich ihrer Möglichkeiten für das ethnologische Museum diskutiert. Die jeweilige städtebauliche Disposition stellt spezifische Anforderungen an die Museumsentwürfe und bietet Raum für zeitgenössische kuratorische Ansätze.
In einer abschließenden Ausstellung im Linden-Museum wurden Modelle und Zeichnungen verschiedener Entwurfspositionen präsentiert. Die in universitärer Freiheit entstandenen Entwürfe sollten auch zur Diskussion über die Bedeutung des Linden-Museums für den öffentlichen Stadtraum im Stuttgarter Zentrum anregen.
In Kooperation mit:
Institut für öffentliche Bauten und Entwerfen der Universität Stuttgart
Am 28. Februar wurden die Familienbibel und Peitsche des Nama-Anführers Hendrik Witbooi (1834–1905), die 1902 als Schenkung in unser Museum gekommen sind, vom Land Baden-Württemberg an Namibia zurückgegeben. In der Ausstellung wurden die beiden Objekte ein letztes Mal im Linden-Museum gezeigt.
„Die Frage, wie wir mit Kulturgütern und anderen Objekten in unseren Sammlungen umgehen, die in kolonialem Kontext erworben wurden, wird immer stärker diskutiert – weit über die Museen hinaus. Auch in der Gesellschaft gewinnt das Thema an Relevanz, denn die Aufarbeitung der Vergangenheit ist immer Ausgangspunkt, um die Gegenwart zu verstehen. Baden-Württemberg stellt sich deshalb seiner historischen Verantwortung. Die Rückgabe der ‚Witbooi-Bibel‘ und der Peitsche Hendrik Witboois an Namibia ist ein bedeutendes Signal und wichtiger Schritt im Prozess der Versöhnung“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann im November 2018. Die Übergabe von Bibel und Peitsche durch Kunstministerin Theresia Bauer an den namibischen Präsidenten Hage Geingob wird im Rahmen einer feierlichen Zeremonie, die gemeinsam mit der Familie Witbooi organisiert wird, am 28. Februar in Gibeon stattfinden. „Die Rückgabe ist für uns zugleich der Auftakt für die gemeinsame Aufarbeitung der deutsch-namibischen Kolonialgeschichte“, so Ministerin Bauer.
Die Rückgabe von Bibel und Peitsche war in Baden-Württemberg die erste Restitution kolonialer Kulturgüter aus einem Museum. Für Namibia ist die Bibel von hoher symbolischer und historischer Bedeutung.
Hendrik Witbooi war während der deutschen Kolonialzeit „Kaptein“ und einer der wichtigsten Anführer der Nama-Gruppen. Er ist heute ein Nationalheld Namibias, dem durch zahlreiche Denkmäler gedacht wird. Die Familienbibel mit handschriftlichen Anmerkungen von Hendrik Witbooi und weiteren Familienmitgliedern war sehr wahrscheinlich im Jahr 1893 bei einem Angriff auf Hornkranz, den Hauptsitz Hendrik Witboois, von deutschen Kolonialtruppen erbeutet worden, bei dem mit größter Brutalität vorgegangen und auch viele Frauen und Kinder ermordet wurden.
Hawai’i ist seit 1959 ein Bundesstaat der USA mit einer ganz besonderen Geschichte. Vor mehr als 800 Jahren von Polynesier:innen entdeckt und besiedelt, gelangte erst 1778 Kapitän James Cook als erster Europäer auf die Inseln. Bis 1893 war der Archipel ein souveränes Königreich, dessen letzte Königin gegen den erbitterten Widerstand der hawaiischen Bevölkerung gestürzt wurde. Die Wiedererlangung der verlorenen Unabhängigkeit bleibt für viele Hawaiier:innen ein wichtiges politisches Fernziel.
In der Ausstellung trafen zeitgenössische Werke hawaiischer Künstler:innen auf einzigartige Objekte des 18. Jahrhunderts aus der Cook/Forster-Sammlung der Universität Göttingen – aktuelle Auseinandersetzungen mit hawaiischer Gegenwart und Zukunft verbanden sich mit dem Blick in eine bedeutende Vergangenheit.
Was heißt es eigentlich, in Stuttgart zu Hause zu sein? Welche Dinge, Gefühle und Menschen gehören für mich dazu? Wie ist ein gutes Zusammenleben möglich? Sind die Objekte im Linden-Museum „zu Hause“? Ausgehend von der Initiative der Künstlerin Patricia Thoma, die seit einigen Jahren mit Kindern Bilder zu den Themen Zuhause, Diversität, Migration und Heimat malt, setzten sich mehrere Gruppen mit diesen Fragen auseinander. Ihre Spurensuche, Ideen und Antworten fanden auf unterschiedliche Weise künstlerischen Ausdruck. Kinder von Stuttgarter Grundschulen gestalteten mit Patricia Thoma Bilder zu ihrem eigenen Zuhause und beschäftigten sich gleichzeitig mit Alltagsdingen aus der Sammlung des Linden-Museums.
Der Jugendclub des Linden-Museums begab sich auf Stadterkundung und stellte eine Stuttgart-Collage zusammen. Jugendliche der Gesellschaft für Offene und Mobile Jugendarbeit – Cannstatter INZEL setzten sich kritisch mit den Objekten im Museum auseinander und suchten Ausdrucksformen, um ihre Gedanken sichtbar zu machen. Student:innen der Merz Akademie begleiteten und kommentierten diesen Prozess künstlerisch und medial gemeinsam mit ihrer Dozentin, der Künstlerin Ülkü Süngün, aus einer postkolonialen Perspektive. Im Rahmen des interkulturellen Kinderfests am 17. Juni 2018 gestalteten Kinder Pop-up-Karten ihrer Zimmer, die als Fotos in der Ausstellung präsentiert wurden.
In der Ausstellung zeigten die Kinder und Jugendlichen ein diverses Bild ihrer Stadt und loteten aus, was für sie ein gutes Zusammenleben ausmachen kann. In Mitmachstationen konnten alle Besucher:innen ihr Bild einer vielfältigen Stadt gestalten.
Das Linden-Museum Stuttgart verfolgte in der Arbeitsphase zur Ausstellung einen intersektionalen und transkulturellen Ansatz und arbeitete mit Anti-Bias-Methoden, Methoden des dialogischen Lernens sowie künstlerischen Techniken, um für Machtstrukturen zu sensibilisieren und deren Reproduktionen zu vermeiden.
In Zusammenarbeit mit:
Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württtemberg
Im Rahmen von SWICH – Sharing a World of Inclusion, Creativity and Heritage, Co-funded by the Creative European Programme of the European Union
Die Große Sonderausstellung des Landes Baden-Württemberg rückte erstmals in Deutschland Kunst und Kultur, Geschichte und Gegenwart der hawaiischen Inseln in den Fokus. Eindrucksvolle Kunstwerke und Alltagsgegenstände gaben Einblicke in das Leben auf jenen Inseln, deren Gesellschaft sich in nicht einmal 150 Jahren von einem polynesischen Königreich zu einem modernen Staatswesen wandelte.
Die Ausstellung spannte den Bogen von den ältesten erhaltenen Objekten aus der Zeit des Entdeckungsreisenden James Cook, der im ausgehenden 18. Jahrhundert auf Hawai’i landete, bis zur lebendigen heutigen Kunstszene. Sie vermittelte ein facettenreiches Bild und stellte die Gesellschaft, Kultur und Geschichte der Native Hawaiians in den Vordergrund.
Thematisiert wurden die polynesische Ranggesellschaft und die sozialen sowie politischen Umwälzungen durch Wirtschafts- und Machtinteressen der USA. Die Ausstellung fragte nach der Herkunft der Objekte und warf einen kritischen Blick auf das Bild, das in Europa von Hawai‘i entstand. Wertvolle Federmäntel und -helme der Adligen, Alltagsgegenstände wie Angelhaken und Gefäße, bedruckte Stoffe aus Rindenbast oder Skulpturen zeugen von großem handwerklichem Geschick. Historische Entwicklungen wurden mit aktuellen in Beziehung gebracht: die Erfindung des Wellenreitens mit den berühmten Surfwettbewerben, moderne Varianten des erzählenden Hula-Tanzes mit traditionellen Rhythmusinstrumenten, Musik und Kunst als kritische Auseinandersetzung mit sozialer Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung oder als Ausdruck der Unabhängigkeitsbewegung.
Auf 1000 m² wurden rund 250 hochkarätige Objekte von internationalen Leihgeber:innen sowie aus der Sammlung des Linden-Museums in stimmungsvollen Inszenierungen präsentiert.
Aktionsheft und Hawai’i-Game für Kinder
Für Kinder gabt es das kostenfreie, begleitende Aktionsheft „Mitten im Meer“ zur Ausstellung: Leilani und Keanu erzählen darin vom Leben auf den Inseln und stellen knifflige Aufgaben. Das Heft wurde durch die Gesellschaft für Erd- und Völkerkunde e.V. ermöglicht.
Zudem gab es ein Smartphone-Game, das durch die Hawai’i-Ausstellung führte: „Aloha – Kekoas Reise“ wurde von Studierenden der Hochschule der Medien Stuttgart im Rahmen des Projekts „Code for Culture“ der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg entwickelt und konnte in der Ausstellung gespielt werden.
Große Sonderausstellung des Landes Baden-Württemberg
Gefördert durch das:
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Medienpartner:
National Geographic
Inrō – kleine mehrteilige Behälter für Siegel und Arzneien, die mit Hilfe eines Knebels (Netsuke) am Gürtel befestigt wurden – kamen im 16. Jahrhundert in Gebrauch und blieben bis ins ausklingende 19. Jahrhundert ein auffälliges Accessoire der japanischen Männermode. Die symbolhaften, nicht selten narrativen Dekore vermitteln wertvolle Einblicke in die japanische Kultur. Die mit Sorgfalt und Liebe zum Detail zumeist in Lack gearbeiteten Inrō erfreuen sich bis heute in Sammler:innenkreisen großer Beliebtheit.
Die Kabinett-Ausstellung zeigte einen Teil der umfänglichen Inrō-Sammlung des Linden-Museums in der Ostasien-Abteilung gemeinsam mit einer größeren Auswahl Netsuke.
Mit freundlicher Unterstützung:
Trumpf, Berthold Leibinger Stiftung
Das geheimnisvolle Zusammenspiel von Licht und Schatten hat Menschen seit jeher in seinen Bann gezogen. Als kulturelle Ausdrucksformen dieser Faszination haben sich vor allem in asiatischen Ländern wie China, Indonesien und Indien reiche Traditionen des Schattentheaters entwickelt. Die Ausstellung zeigte anhand hochkarätiger Sammlungen die engen Verbindungen der Schattentheater-Traditionen Asiens und des Orients bis hin nach Europa.
Neben den Gemeinsamkeiten in Aufführungsprinzipien, Aspekten des Erzählens oder der Typologie der Figuren, rückten regionale Besonderheiten des Schattentheaters in den Fokus: In Indien, auf Java und in Thailand ist das Schattentheater im Rahmen von Tempelfesten auch zeremonielle Handlung, erzählt große Epen wie das Ramayana und ist bis heute Teil der kulturellen Identität. In China nimmt es Elemente der chinesischen Oper wie Musik, Kostüme und Masken auf und wird zu einem Gesamterlebnis in künstlerischer Vollendung, während es im Orient vor allem Spiegel der Gesellschaft war und das Publikum mit viel Witz und Humor im gemeinsamen Lachen vereinte.
Die Ausstellung zeigte bislang nicht präsentierte Stücke und wieder entdeckte Schätze der Sammlung des Linden-Museums. Zu nennen sind die Altbestände an südostasiatischen Figuren, die chinesischen Figuren der Sammlung Eger und die einzigartigen ägyptischen Figuren der Sammlung Kahle – die ältesten bekannten Schattenspielfiguren der islamischen Welt. Jüngere Sammlungen wie die indischen Figuren der Sammlung Seltmann und die türkischen Figuren des bekannten Meisters Ragıp Tuğtekin (1891 – 1982) ergänzten diese alten Bestände ebenbürtig.
Sichtbar wurde die künstlerische Meisterschaft und ästhetische Qualität der beeindruckenden Schattenspielfiguren, die Künstler wie Franz Marc inspirierte, und auch noch heute fasziniert. Die Begeisterung für das Schattentheater in Europa, die im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts einen letzten Höhepunkt erreichte, und die Weiterentwicklung zum zeitgenössischen Schattentheater, dargestellt mit Leihgaben des Internationalen Schattentheater Zentrums Schwäbisch Gmünd, waren ebenfalls Themen der Ausstellung.
Stimmungsvolle Inszenierungen erweckten Erzähltraditionen zum Leben und verbunden sie mit Musik, Gesang, Bild und Film. Mitmach-Elemente zur „Faszination Schatten“ boten Jung und Alt ein Ausstellungserlebnis für alle Sinne. Die Ausstellung wurde von einem facettenreichen Begleitprogramm umrahmt.
Mitmachen erwünscht
Im Schattenlabor kamen Kinder und Familien beim Silhouettenzeichnen, beim Experimentieren an Overhead-Projektoren oder beim Spielen auf einer kleinen Bühne auf ihre Kosten. Wie zaubere ich einen Hund mit den Händen? Und was steckt hinter der Geschichte vom „Müllmonster“?
Kinderheft
Auch das beliebte Aktionsheft war wieder kostenlos an den Kassen erhältlich. Kinder ab 8 Jahren lernten hier Flux kennen. Der bunte Vogel flattert durch die Bühnen, zwitschert wissenswerte Details, macht die Kinder mit seinen Freunden bekannt und stellt knifflige Aufgaben, die bei richtiger Lösung eine kleine Überraschung versprechen.
Unter Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission e.V.
Kooperationspartner der Ausstellung sind das Internationale Schattentheater Zentrum und das 10. Internationale Schattentheater Festival Schwäbisch Gmünd.
Mit freundlicher Unterstützung:
Deutsche Bahn
Medienpartner:
G/Geschichte
Die Kabinett-Ausstellung im Eingangsbereich der Orient-Abteilung erinnerte an den aus Stuttgart stammenden Orientalisten, Forschungsreisenden und Maler Julius Euting. Anlass der Ausstellung in Kooperation mit der Julius Euting-Gesellschaft war Eutings 100. Todestag (2.1.2013) und sein 175. Geburtstag (11.7.2014).
Der aus Stuttgart stammende Gelehrte, Forschungsreisende und Maler Julius Euting arbeitete nach dem Studium der Theologie und orientalischen Sprachen an der Universität Tübingen als Bibliothekar. 1871 wechselte er an die neue Kaiserliche Universitäts- und Landesbibliothek in Straßburg, zu deren Direktor er 1900 ernannt wurde. Er war zudem als Honorarprofessor für semitische Sprachen an der dortigen Universität tätig. Hierbei galt sein besonderes Interesse der Epigraphik. Euting, der zahlreiche Sprachen beherrschte, bereiste das östliche Mittelmeergebiet, Nordafrika und 1883/84 das Innere Arabiens. Hierbei legte er rund 2300 km zu Pferd und Kamel zurück. Sein „Tagbuch einer Reise in Inner-Arabien“ wurde publiziert und fand große Aufmerksamkeit. Forschungsreisen in ferne Länder auf der einen Seite, Heimatverbundenheit auf der andere Seite: Euting war langjähriger Präsident des Vogesenclubs und erschloss auch im Schwarzwald zahlreiche Wanderwege. Euting starb am 2. Januar 1913 in Straßburg.
Im Zentrum der Ausstellung stand die „Sammlung Euting“, die 1912 als Schenkung Eutings in das Linden-Museum kam. Bedingt durch die Tatsache, dass zahlreiche Sammlungsstücke im Krieg zerstört wurden bzw. verloren gingen, wurde dieser wichtige Altbestand der Orient-Abteilung seit Jahrzehnten nicht mehr im Zusammenhang gezeigt. Die Aufarbeitung der Sammlung in den letzten Jahren, spannende Wiederentdeckungen und ein wertvoller Neuzugang waren Grundlage der Präsentation. Die Ausstellungsstücke nahmen die Besucher:innen mit auf Eutings Reisen – so etwa ein Kamelsattel mit zahlreichen Accessoires.
Die von Euting gesammelten Gegenstände sind Zeugnisse der Alltagskultur der bereisten Gebiete. Teilweise waren sie als Reisemitbringsel aber auch Bestandteil von Eutings Leben in der Heimat. Die „Sammlung Euting“ macht ein facettenreiches Leben sichtbar, das zur Reflektion einlädt.
Leihgaben der Universitätsbibliothek Tübingen, der Forschungsstelle für Islamische Numismatik Tübingen, des Instituts für Klassische Archäologie Tübingen, des Heimatmuseums Freudenstadt und der Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg sowie Objekte aus Familienbesitz ergänzen die Schau.
Mit freundlicher Unterstützung: Julius Euting-Gesellschaft
Die Große Landesausstellung in Kooperation mit dem Ausstellungszentrum Lokschuppen Rosenheim war europaweit die erste Schau zur Kultur der Inka. Das Imperium der Inka war das größte indigene Reich, das jemals auf amerikanischem Boden erschaffen wurde. Mit Cusco in Peru als Machtzentrum erstreckte es sich über fast 5.000 km entlang der Anden von Kolumbien bis Chile.
Die Ausstellung zeigte Spuren der legendären vorspanischen Inka-Kultur von ihren Anfängen in der Mitte des 11. Jahrhunderts bis in die Kolonialzeit. Im Zentrum standen das Leben der Inka-Adeligen in Cusco, die Architektur, die imperiale Religion mit dem Sonnentempel, Krieg, Landwirtschaft und nicht zuletzt die Verwaltung des riesigen Reichs. Die berühmten Inka-Herrscher Viracocha, Pachacutec Yupanqui und Tupac Inca Yupanqui gelten nicht nur als die Begründer des Inka-Reiches, sondern auch als die Erbauer von Cusco, Machu Picchu und anderer weltweit bekannter Orte.
Ein Großteil der Objekte war erstmals in Europa zu sehen: farbkräftige und reich gemusterte Textilien aus der Inka- und Kolonialzeit, wertvolle und sehr seltene Opferschalen aus Stein, Goldschmuck, Knotenschnüre und Rekonstruktionen archäologischer Stätten. Sie erklären Religion, Architektur, Wirtschaft und Machtverhältnisse des Inka-Reiches. Den anhaltenden Einfluss der Inka unter spanischer Herrschaft belegten Gemälde, Ritualbecher und Textilien aus der Kolonialzeit.
Die Ausstellung vereinte Objekte aus folgenden Museen und Sammlungen: Museo Nacional de Arqueología, Antropología e Historia del Perú, Museo Larco Lima, British Museum London, Museo de América Madrid, Ethnologisches Museum Berlin, Linden-Museum Stuttgart, Staatliches Museum für Völkerkunde München, Münchner Stadtmuseum, Museum für Völkerkunde Hamburg, Världskulturmuseet Göteborg, Museum der Kulturen Basel, Museum an de Stroom Antwerpen, Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, Staatliche Münzsammlung München, Bonner Altamerika-Sammlung der Universität Bonn sowie private Leihgeber.
Die Ausstellung stand unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck. Sie wurde im Anschluss von 11. April bis 23. November 2014 im Ausstellungszentrum Lokschuppen Rosenheim präsentiert.
Mit freundlicher Unterstützung von:
Land Baden-Württtemberg, Ernst von Siemens Kunststiftung, PromPerú, Sparkassen-Finanzgruppe Baden-Württtemberg, Arbeitsgemeinschaft LateinAmerika, Ilg-Außenwerbung GmbH
Medienpartner:
National Geographic, G/Geschichte
Mobilitätspartner:
Deutsche Bahn
Der 21. Dezember 2012 war ein besonderes Datum: Viele sahen an diesem Tag das Ende der Welt und beriefen sich dabei auf den genauen Maya-Kalender. Tatsächlich verzeichnet der Kalender an diesem Datum das Ende des dreizehnten 400-Jahre-Zyklus seit Erschaffung der Welt. Doch war damit wirklich der Weltuntergang gemeint? Das Linden-Museum nahm diesen besonderen Tag zum Anlass, eine kleine Sonderausstellung für die ganze Familie zur legendären Kultur der Maya zu zeigen.
Die Maya Mittelamerikas erbauten zwischen dem 3. und 10. Jahrhundert in Mexiko, Guatemala und Belize großartige Paläste, Pyramiden und Ballspielplätze. Die Ausstellung erklärte den komplizierten Kalender, gab anhand von interaktiven Spielen Einblicke in die einzigartige Hieroglyphenschrift und präsentierte kostbare Objekte aus der Welt des Maya-Adels. Gezeigt wurden Objekte aus den Sammlungen der Museen von Leiden (Niederlande) und Stuttgart, darunter bemalte Kakaogefäße, Teller und fein gearbeitete Figuren.
In einem interaktiven Wii-Spiel konnten Kinder und Erwachsene in die Rolle eines Maya-Ballspielers schlüpfen und in der Kulisse des beindruckenden Ballspielplatzes von Chichén Itzá ihr Können bei diesem wichtigen rituellen Spiel beweisen.
Dienstag bis Samstag, 10 – 17 Uhr
Sonn- und Feiertage, 10 – 18 Uhr
Ausstellungen
Sonderausstellungen
Dauerausstellungen